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Aids-Hilfe Schweiz kündigt Anzeigen in Schwulenmagazin - Queer.de

Eine Werbeanzeige in der Novemberausgabe von "Display" sorgt in der Schweiz für Wirbel. Das "Schweizer Lifestyle-Magazin für Gays und Friends" hatte eine Annonce des rechten Komitees "Sonderrechte Nein" gegen die Erweiterung der Rassismus-Strafnorm auf die sexuelle Orientierung abgedruckt. Am 9. Februar 2020 stimmen die Schweizer in einem Volksentscheid darüber ab, ob Aufrufe zu Hass und Diskriminierung gegen Schwule und Lesben in Zukunft strafbar sein sollen – das Komitee ist dagegen.

"Wir wollen Gleichstellung, keine Sonderrechte", heißt es in großen roten Lettern in dem Inserat, obwohl es in dem Gesetz um einen besseren Diskriminierungschutz geht. Die Leser werden außerdem aufgefordert, für eine Gesellschaft zu kämpfen, die "Aufklärung betreibt und nicht andere Meinungen mit Polizeigewalt niederknüppelt" sowie "Behördenwillkür und linken Gesinnungsterror stoppt". Im Komitee "Sonderrechte Nein" haben sich vor allem homosexuelle Politiker der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP) zusammengeschlossen.


Die Anzeige des Komitees "Sonderrechte Nein" in der aktuellen "Display"-Ausgabe

Aids-Hilfe: "Gegen all unsere Werte verstossen"

Nach einem Bericht der Schweizer "SonntagsZeitung" kündigte die Aids-Hilfe Schweiz (AHS) wegen der Veröffentlichung des Inserats ihre eigenen Anzeigenschaltungen in "Display". "Mit diesem SVP-Inserat (…) habt ihr gegen all unsere Werte verstossen", zitiert die Zeitung aus der Kündigungs-Mail. "Es ist einfach nur dumm, so ein Inserat zu veröffentlichen." Für AHS-Geschäftsführer Andreas Lehner torpediert die Anzeige des Komitees direkt die Arbeit der Aids-Hilfe: "Diese Kreise wollen etwas bekämpfen, was für uns in der HIV-Prävention relevant ist." In einer diskriminierenden Gesellschaft, so Lehner, würden sich mehr Homosexuelle mit HIV anstecken oder Suizid begehen.

"Display" selbst distanzierte sich vom Inhalt des rechten Inserats. "Wir haben es contre coeur gedruckt, aber es handelte sich ja nicht um ein menschenverachtendes oder gesetzeswidriges Inserat", erklärte Chefredakteur Beat Stephan. Das Magazin stehe für der Erweiterung der Rassismus-Strafnorm. Den Boykott der Aids-Hilfe bezeichnete Stephan gegenüber der "SonntagsZeitung" als "sehr bedauerlich" und "existenzbedrohend".

SVP will Aids-Hilfe die Fördermittel streichen

Das Komitee "Sonderrechte Nein" verurteilte den Anzeigenstopp scharf. "Diese Massnahme ist ein Armutszeugnis für die AHS und ein typisches Beispiel für linken Gesinnungsterror", erklärte Co-Präsident Michael Frauchiger. SVP-Nationalrat Erich Hess möchte nun im Gegenzug der Aids-Hilfe Schweiz sämtliche Fördermittel streichen. "Man kann mit öffentlichen Geldern nicht Zensur bewirken."

Unterstützung erhielt die Aids-Hilfe von anderen queeren Medien. So lehnten sowohl der "Cruiser" als auch das Magazin "Mannschaft" die Veröffentlichung der rechten Anzeige ab, "Wir vom 'Cruiser' verstehen uns ganz klar als Sprachrohr der LGBT-Gemeinde", erklärte die stellvertretende "Cruiser"-Chefredakteurin Birgit Kawohl gegenüber der "SonntagsZeitung".

Vor fünf Jahren hatte es eine ähnlichen Fall und eine ähnliche Debatte auch in Deutschland gegeben: Im November 2014 stornierte die Deutsche Aids-Hilfe ihre Anzeigen in der Schwulenzeitschrift "Männer", weil diese "immer häufiger zu Ausgrenzung und Diskriminierung" beitrage und Chefredakteur David Berger "mit teils rechtspopulistischen Aussagen" provoziere (queer.de berichtete). Im März 2017 wurde das Magazin "Männer" eingestellt. (cw)

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2019-11-24 07:41:35Z
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