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Keine Lust auf Rentnerdasein: Autoprofessor Dudenhöffer verlässt Duisburg Richtung Schweiz - Handelsblatt

Ferdinand Dudenhöffer

Das „klassische Rentnerdasein“, sagt der Professor selbst, wäre nichts für ihn.

(Foto:& dpa)

Professoren gibt es in Deutschland zu Tausenden. Die meisten von ihnen arbeiten akribisch in ihren Instituten und Lehrstühlen, schreiben wissenschaftliche Aufsätze und begleiten Doktoranden. In aller Regel sind sie der breiten Öffentlichkeit unbekannt, kaum jemand außerhalb ihres Themenspektrums kennt ihre Namen. Bis auf wenige Ausnahmen.

Ferdinand Dudenhöffer ist eine dieser Ausnahmen. Auf der Straße wird er schon einmal um Rat gefragt, wenn ein Autokauf ansteht. Fernsehzuschauer kennen ihn aus den Nachrichten und TV-Magazinen, wenn er sich zum Zustand der deutschen Automobilindustrie und zur Einführung von Elektroautos äußert. Der 68-jährige Hochschullehrer ist bekannt im ganzen Land. Für die einen ist er schlicht der Automobilprofessor, für manche sogar der Autopapst schlechthin.

Doch für Dudenhöffer beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Auf dem „Car Symposium“, einem von ihm selbst geschaffenen Branchentreff, hat er am Mittwoch in Bochum seinen Rückzug aus dem deutschen Universitätsbetrieb verkündet. Aus Altersgründen wird er seinen Lehrstuhl für Betriebs- und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen zum Monatsende abgeben.

Doch es soll nur der Rückzug von der deutschen Hochschule sein. „Das klassische Rentnerdasein würde mir nicht gefallen“, sagt er über seine Zukunft. Dudenhöffer will weitermachen. Da er sich mit seiner alten Universität nicht auf eine neue Beschäftigung verständigen konnte, wechselt er ins Ausland. Zum 1. März tritt er seinen Posten an der Universität St. Gallen an.

Dudenhöffer hätte nichts dagegen gehabt, als emeritierter Professor an seiner Ruhrgebiets-Universität zu bleiben. Doch mit einigen Hundert Euro pro Monat wollte er sich nicht abspeisen lassen. Vernünftige Arbeitsbedingungen hätte es aus seiner Sicht an seinem Institut in Duisburg nicht mehr gegeben.

Vorfreude auf „drittes Leben“

Also geht er in die Schweiz. „Ich freue mich darauf“, sagt Dudenhöffer im Gespräch mit dem Handelsblatt. In St. Gallen werde er nicht „aufs Altenteil geschoben“, er könne dort einfach weiter arbeiten. Dort bekomme er zwar keinen eigenen Lehrstuhl, werde aber festangestellter Mitarbeiter eines renommierten Instituts.

Dudenhöffer erwartet, dass sich seine Arbeit in der Schweiz kaum von dem unterscheiden wird, was er bislang in Duisburg getan hat. Er will weiter in Sachen Auto forschen und arbeiten, Studien schreiben und wissenschaftliche Symposien organisieren. Dudenhöffer denkt, dass er sich in St. Gallen nicht die gesamte Woche aufhalten wird. Ein wichtiger Grund: Seine Frau bleibt im Familieneigenheim in Bochum.

Deutsche Fernsehzuschauer müssen jedoch nicht befürchten, dass sie den agilen Hochschullehrer nun verlieren. „Alles geht eins zu eins weiter“, verspricht Dudenhöffer. Wenn also in der Heimat Informationsbedarf zu VW oder Daimler besteht, wird sich der Hochschullehrer aus St. Gallen nicht verweigern. Allerdings wird Dudenhöffer künftig eher in einem Studio des Schweizer Fernsehens sitzen und nicht mehr beim WDR.

„Mein drittes Leben beginnt jetzt“, fasst Dudenhöffer seine Erwartungen zusammen. Nach der Promotion an der Universität Mannheim hatte er zunächst in der Autoindustrie bei Opel, Porsche und Peugeot gearbeitet. Nach elf Jahren bei den Herstellern zog es ihn 1996 als Professor zurück in die Wissenschaft; erst an die Fachhochschule Gelsenkirchen, dann an die Universität Duisburg-Essen.

Von St. Gallen aus will Dudenhöffer einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Elektromobilität durchsetzen kann. Deshalb unterstützt er auch den Kurs von VW, ausschließlich auf Batterieautos zu setzen. „Konzernchef Diess macht das völlig richtig“, sagt der Professor.

Ein bemerkenswerter Wandel: Als in Wolfsburg noch ein Konzernchef namens Winterkorn das Sagen hatte, betrieb Volkswagen die Ablösung Dudenhöffers an der Universität, weil er damals zu kritisch gewesen sei. Heute sagt er: „Winterkorn hat uns nur verachtet.“

In St. Gallen könnte Ferdinand Dudenhöffers Kritik wieder schärfer werden. Denn im Ausland muss er kaum Rücksichten auf deutsche Automobilhersteller nehmen.

Mehr: Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet schon bald mit einem Vergleich im Dieselstreit. Anlegerschützer fordern zudem, dass auch mit Aktionären ein Vergleich angestrebt.

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2020-02-12 10:07:00Z
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